Eine Graue Star Operation verbessert nicht nur die Sehfähigkeit, sondern hat möglicherweise auch positive Effekte auf das Gehirn. Studien deuten darauf hin, dass die Operation das Risiko von Demenz und Depression senken kann, da eine gute Sehfähigkeit eine entscheidende Rolle für die kognitive Leistungsfähigkeit spielt und unbehandelte Sehbeeinträchtigungen mit einem schnelleren kognitiven Abbau und einem erhöhten Risiko für Demenz verbunden sind.
Bei Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen haben Personen zeitweise oder andauernd Probleme mit der geistigen Leistungsfähigkeit. Typische Beschwerden sind z. B. zunehmende Vergesslichkeit, herabgesetzte Aufmerksamkeit, Konzentrationsprobleme, Sprachstörungen, Orientierungsprobleme oder Gedächtnisverlust.
Katarakt (Grauer Star) ist eine altersbedingte Trübung der Augenlinse, die weltweit Millionen Menschen betrifft und eine der häufigsten Ursachen für Sehbehinderung darstellt. Die Trübung beeinträchtigt die Sehkraft und kann zu starken Einschränkungen im Alltag führen. Für ältere Erwachsene wird die Katarakt oft als riskanter Faktor für die kognitive Gesundheit angesehen, da Sehverlust auch die mentale Leistungsfähigkeit beeinflussen kann.
Forschungen zeigen, dass unbehandelte Sehprobleme wie Grauer Star mit einem höheren Risiko für geistige Beeinträchtigung und Demenz verbunden sind. Der Zusammenhang könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Einschränkung des Sehens soziale Isolation, Depressionen und einen Rückgang der geistigen Aktivität fördert – alles Faktoren, die das Demenzrisiko erhöhen. Ein eingeschränktes Sehvermögen mindert oft die Fähigkeit zur Teilnahme an stimulierenden Aktivitäten, dies kann die mentale Gesundheit negativ beeinflussen.
SENKT EINE GRAUE STAR OPERATION DAS RISIKO FÜR DEMENZ?
Eine Forschungsarbeit untersuchte den Zusammenhang zwischen Kataraktoperationen und altersbedingtem kognitivem Abbau über einen Zeitraum von 13 Jahren[1]. Die Studie analysierte die kognitiven Verläufe von Personen, die eine Kataraktoperation hatten, im Vergleich zu Personen ohne Katarakt. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehören:
- Kognitive Verbesserung: Kataraktoperationen waren mit einer Verbesserung der episodischen Gedächtnisleistung assoziiert, dies deutet auf eine Verlangsamung des kognitiven Abbaus hin. Vor der Operation zeigte die Gruppe mit Katarakt einen stärkeren Abbau der Gedächtniswerte, während der Abbau nach der Operation langsamer verlief.
- Vergleich mit der Kontrollgruppe: Der kognitive Abbau nach der Operation in der behandelten Gruppe verlief ähnlich wie in der Kontrollgruppe, die Operation hatte also eine positive Wirkung auf das Gedächtnis.
Die Autoren schlossen daraus, dass bessere Sehfähigkeit nach der Operation das Risiko kognitiver Beeinträchtigungen senken kann. Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass visuelle Einschränkungen das Gehirn negativ beeinflussen können und dass deren Behandlung den altersbedingten kognitiven Abbau verlangsamen könnte.
GRAUER STAR UND DEPRESSION – KANN EINE OPERATION HELFEN?
In diesem Zusammenhang wurde auch der positive Einfluss der Grauen Star Operation auf Depression erforscht. Eine Meta-Analyse untersuchte, ob eine Katarakt-Operation nicht nur das Sehen verbessert, sondern auch Depressionen lindert und die kognitive Funktion steigert[2]. Dazu wurden 16 Studien mit über 1300 Patienten analysiert. Das Ergebnis: nach der Operation besserten sich depressive Symptome signifikant, und auch die kognitive Leistungsfähigkeit nahm zu. Besonders in den Studien mit Kontrollgruppen zeigte sich, dass operierte Patienten bessere Ergebnisse erzielten als jene ohne Eingriff. Die Autoren schließen daraus, dass eine Katarakt-Operation nicht nur das Leben durch besseres Sehen erleichtert, sondern auch das psychische Wohlbefinden und die geistige Gesundheit positiv beeinflussen kann.
Die Studie empfiehlt, Katarakt-Operationen nicht nur als Sehverbesserung, sondern auch als potenzielle Maßnahme zur Unterstützung der psychischen und kognitiven Gesundheit im Alter zu betrachten.
WIE KANN ALSO EINE GRAUER-STAR-OPERATION DAS WOHLBEFINDEN STEIGERN?
Eine Katarakt-Operation kann nicht nur das Sehvermögen, sondern kann auch das allgemeine Wohlbefinden erheblich steigern. Dies geschieht auf mehreren Ebenen – physisch, psychisch und sozial.
Wiedergewonnene Sehfähigkeit und Selbstständigkeit
Der Graue Star führt zu einer zunehmenden Verschlechterung der Sicht, dies kann den Alltag erheblich erschweren. Betroffene haben Schwierigkeiten beim Lesen, Autofahren oder Erkennen von Gesichtern. Nach der Operation können sie viele dieser Tätigkeiten wieder eigenständig ausführen. Diese gewonnene Selbstständigkeit trägt erheblich zur Lebensqualität bei, da sie Abhängigkeit von anderen reduziert und ein aktiveres Leben ermöglicht.
Weniger Depressionen und Ängste
Studien, wie die oben zitierten, zeigen, dass Sehbeeinträchtigungen häufig mit Depressionen verbunden sind. Menschen mit Grauem Star erleben oft Frustration, soziale Isolation und den Verlust von Unabhängigkeit. Nach der Operation berichten viele Patienten von einer verbesserten Stimmung und einem Rückgang depressiver Symptome. Die wiederhergestellte Sehfähigkeit ermöglicht es ihnen, wieder an sozialen Aktivitäten teilzunehmen, das verringert das Gefühl der Einsamkeit und stärkt das Selbstbewusstsein.
Positive Auswirkungen auf kognitive Funktionen
Sehprobleme können das Gehirn belasten, da es mehr Energie aufwenden muss, um visuelle Informationen zu verarbeiten. Dies kann langfristig zu kognitiven Beeinträchtigungen führen. Eine Katarakt-Operation kann helfen, diese Belastung zu reduzieren und somit auch die geistige Leistungsfähigkeit zu erhalten oder sogar zu verbessern. Einige Studien deuten darauf hin, dass Menschen nach der Operation seltener an Demenz erkranken oder ihre kognitiven Fähigkeiten stabil bleiben.
Mehr Sicherheit im Alltag
Mit verbesserter Sehfähigkeit sinkt das Risiko für Stürze und Unfälle, die vor allem im Alter schwerwiegende Folgen haben können. Nach einer Katarakt-Operation fühlen sich viele Patienten sicherer beim Gehen, Treppensteigen oder Autofahren. Diese Sicherheit steigert das Wohlbefinden, da die Angst vor Verletzungen abnimmt.
Insgesamt zeigt sich, dass eine Katarakt-Operation weit mehr ist als nur eine Verbesserung des Sehens – sie schenkt den Betroffenen Lebensqualität, Selbstständigkeit und psychische Stabilität zurück.
[1] Maharani A, Dawes P, Nazroo J, Tampubolon G, Pendleton N; SENSE-Cog WP1 group. Cataract surgery and age-related cognitive decline: A 13-year follow-up of the English Longitudinal Study of Ageing. PLoS One. 2018 Oct 11;13(10)
[2] Pellegrini M, Bernabei F, Schiavi C, Giannaccare G. Impact of cataract surgery on depression and cognitive function: Systematic review and meta-analysis. Clin Exp Ophthalmol. 2020 Jul;48(5):593-601