Viele Menschen, die eine Kataraktoperation oder eine Korrektur der Alterssichtigkeit in Erwägung ziehen, fragen sich: ‚Kann man bei einer Katarakt-OP unterschiedliche Kunstlinsen kombinieren?‘ Die Antwort lautet: Ja! Die sogenannte Mix-and-Match-Methode kombiniert verschiedene Linsentypen, um die bestmögliche Sehqualität zu erzielen.

Was bedeutet Mix-and-Match bei Kunstlinsen?

Beim Mix-and-Match-Prinzip werden in jedes Auge unterschiedliche Intraokularlinsen (IOLs) implantiert. Das Ziel ist, die Stärken verschiedener Linsentypen zu nutzen und deren mögliche Schwächen auszugleichen. Dadurch können Patient*innen eine möglichst umfassende Sehkorrektur in alle Entfernungen erhalten – von der Nähe über den Zwischenbereich bis zur Ferne.

Typische Kombinationen im Mix-and-Match-Prinzip

Je nach individuellen Bedürfnissen kann man verschiedene Linsenarten kombinieren. Hier sind die gängigsten Mix-and-Match-Strategien:

  1. Multifokale IOL + Monofokale IOL

– Ein Auge erhält eine multifokale Linse für eine gute Nah- und Fernsicht.

– Das andere Auge bekommt eine monofokale Linse, die auf die Fernsicht optimiert ist.

– Vorteil: Verbesserte Sehqualität mit weniger Blendung und Halos.

  1. EDOF-IOL (Extended Depth of Focus) + Multifokale IOL

– Eine EDOF-Linse erweitert die Tiefenschärfe und verbessert das Sehen in Zwischen- und Fernbereichen.

– Die multifokale IOL im anderen Auge sorgt für eine optimierte Nahsicht.

– Vorteil: Natürlicheres Sehen mit geringeren Nebenwirkungen wie Kontrastverlust.

  1. Monofokal Plus (Enhanced Monofokale) IOL + Multifokale oder EDOF-IOL

– Eine Monofokal Plus IOL sorgt für klare Fernsicht mit etwas verbessertem Zwischenbereich.

– Die andere Linse (multifokal oder EDOF) verbessert zusätzlich die Nah- oder Zwischenentfernung.

– Vorteil: Ausgewogene Sehqualität mit minimalen visuellen Störungen.

Vorteile der Mix-and-Match-Methode

✔ Individuelle Anpassung: Kombinationen werden speziell an die Sehgewohnheiten und Wünsche der Patienten angepasst.

✔ Maximierte Sehqualität: Verschiedene Linsenarten können sich ergänzen und ermöglichen eine optimale Sehschärfe.

✔ Reduzierte Sehstörungen: Blendung, Halos und Kontrastverluste können minimiert werden.

✔ Flexibilität: Eine größere Unabhängigkeit von Brillen für den Alltag.

Herausforderungen und Anpassungszeit

Nicht jede*r Patient*in gewöhnt sich sofort an die unterschiedlichen Seheindrücke in beiden Augen. Das Gehirn muss lernen, die verschiedenen Bilder zu verarbeiten. Diese Eingewöhnungsphase kann einige Wochen bis Monate dauern. Eine detaillierte Beratung mit der Augenärztin/dem Augenarzt ist daher entscheidend, um die beste Kombination für die individuellen Bedürfnisse zu finden.

Eigene Forschungsergebnisse zum Mix-and-Match Prinzip:

In einer prospektiven klinischen Studie, die an der Augenklinik der Medizinischen Universität Wien durchgeführt wurde, untersuchten Prof. Leydolt und ihr Team die Kombination einer Monofokal Plus Kunstlinse im dominanten und einer diffraktiven Trifokallinse im nicht-dominanten Auge (1). Ziel war, die Sehqualität über verschiedene Distanzen hinweg zu optimieren.

25 Patienten (50 Augen) mit beidseitiger altersbedingter Katarakt nahmen an dieser Studie teil. Untersucht wurden unter anderem Sehschärfe in Fern-, Intermediär- und Nahbereich, Defokuskurve, Halo/Glare sowie subjektive Zufriedenheit. Die Ergebnisse zeigten, dass die Trifokallinse insbesondere im Nahbereich überlegen war, während beide Linsentypen eine vergleichbare Leistung in der Ferne und im Zwischenbereich boten. Die meisten Patienten benötigten nach der Operation keine Brille für den mittleren Sehbereich (85 %) oder nur selten für Nahaufgaben (38 % gelegentlich, 54 % nie). Zudem waren photische Phänomene wie Halos oder Blendungen nur minimal ausgeprägt.

Die Studie bestätigt, dass die Mix-and-Match-Strategie mit einer Kombination aus Monofokal Plus- und Trifokallinsen eine hohe Sehqualität über alle Distanzen ermöglicht. Während die Monofokal Plus-Linse für eine verbesserte Fern- und Zwischenleistung sorgt, ergänzt die Trifokallinse die Nahsicht. Die Patientenzufriedenheit war insgesamt hoch (77 % sehr zufrieden), und photische Nebenwirkungen traten nur in geringem Maße auf. Frühere Untersuchungen zeigten ähnliche Ergebnisse, insbesondere in Bezug auf die verbesserte Tiefenschärfe durch Monofokal Plus oder EDOF-Linsen und die höhere Nahsehschärfe von Trifokallinsen. Insgesamt zeigt die Studie, dass das Mix-and-Match-Prinzip eine vielversprechende Alternative zur bilateralen Implantation einer einzigen Linsenart darstellt und eine individuell angepasste Sehkorrektur ermöglicht.

Ist Mix-and-Match für mich geeignet?

Wenn Sie eine möglichst breite Sehqualität nach einer Katarakt-Operation oder zur Korrektur der Alterssichtigkeit wünschen, könnte das Mix-and-Match-Prinzip eine ideale Lösung sein. Eine umfassende Untersuchung und Beratung durch eine erfahrene Augenärztin oder einen erfahrenen Augenarzt hilft dabei, die optimale Kombination zu wählen.

 

 

(1) Danzinger V, Schartmüller D, Schwarzenbacher L, Röggla V, Abela-Formanek C, Menapace R, Leydolt C. Clinical prospective intra-individual comparison after mix-and-match implantation of a monofocal EDOF and a diffractive trifocal IOL.
Eye (Lond). 2024 Feb;38(2):321-327