Der Grüne Star (Glaukom) ist eine Krankheit, die die Betroffenen oft lange nicht bemerken: meist beeinträchtigt ein relativ zu hoher Augeninnendruck die Durchblutung des empfindlichen Sehnervs, aber auch bei „normalen“ Druckwerten kann ein Grüner Star entstehen.
Bei einem Glaukom gehen ganz allmählich die Fasern des Sehnervs zugrunde. Das von der Netzhaut aufgenommene Bild kann dadurch nur noch unvollständig an das Sehzentrum im Gehirn weitergeleitet werden. Etwa 4% aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einem Glaukom; meist tritt es nach dem 40. Lebensjahr auf.
Die wichtige Vorsorgeuntersuchung zur Glaukom-Früherkennung
Die Krankheit kann über Jahre hinweg unbemerkt bleiben. Erst wenn bereits rund 2/3 der Nervenfasern zugrunde gegangen sind, treten Gesichtsfeldausfälle auf, bei denen die Patient:innen einen zunehmenden schwarzen Fleck im Gesichtsfeld bemerken können. Beim Fortschreiten des Grünen Stars verengt sich das Gesichtsfeld immer weiter. Schließlich kann der Betroffene nur noch einen kleinen Ausschnitt sehen. Eine Heilung ist nicht möglich – sind die Nervenfasern einmal abgestorben, lässt sich der Schaden nicht wieder beheben.
Daher ist es umso wichtiger, den Grünen Star möglichst früh zu erkennen. In einem frühen Stadium der Erkrankung kann die Augenärztin oder der Augenarzt mit Medikamenten oder gegebenenfalls auch mit einer Operation ein Fortschreiten des Glaukoms verhindern, wodurch wertvolles Sehvermögen erhalten wird.
Daher empfehle ich: Ab dem 40. Lebensjahr einmal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung zu kommen.
Das Auge braucht einen bestimmten Innendruck, damit es seine Form behält und die Sehfunktion aufrechterhalten kann. Dafür ist das sogenannte Kammerwasser von Bedeutung. Seine Produktion und sein Abfluss müssen im Gleichgewicht stehen. Es wird vom Ziliarkörper gebildet und fließt dann von der hinteren in die vordere Augenkammer. Über das feinporige Trabekelwerk des Kammerwinkels und den Schlemm’schen Kanal fließt es dann in den Blutkreislauf.
Je höher der Augeninnendruck ist, desto besser muss die Durchblutung im Auge funktionieren, damit der Sehnerv gesund bleibt. Bei schlechter Durchblutung des Auges kann schon ein „normaler“ Augeninnendruck zu hoch sein. Deshalb ist der individuelle Augendruckgrenzwert, ab dem eine Schädigung des Sehnervs auftreten kann, bei jeder:m Patient:in ein anderer. Allgemeinerkrankungen, die die Durchblutung am Augenhintergrund beeinträchtigen können, erhöhen das Risiko, an einem Glaukom zu erkranken. Dazu gehören Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), ein zu hoher oder zu niedriger Blutdruck, zu dickflüssiges Blut oder altersbedingte Gefäßschäden.
Mit zunehmendem Alter, besonders ab dem 40. Lebensjahr, wird das Trabekelwerk weniger durchlässig. Bei gleich bleibender Produktion und behindertem Abfluss des Kammerwassers kann der Augeninnendruck ansteigen (es gibt auch andere Ursachen, die zu einem Druckanstieg im Auge führen können, die aber wesentlich seltener auftreten).
Einen Spezialfall stellt der akute Winkelblock (sogenannter Glaukomanfall) dar: Durch eine Annäherung der Regenbogenhaut an die Hornhaut wird der Abflussweg des Kammerwassers im Kammerwinkel abrupt blockiert. Die Folge ist ein plötzlicher, starker Druckanstieg, der mit Schmerzen, unter Umständen auch mit Übelkeit, sowie mit einer erheblicher Verschlechterung des Sehens und geröteten Augen einhergeht. Nur eine sofortige augenärztliche Behandlung kann in einem solchen Fall einen bleibenden Sehverlust verhindern.
Ab dem 40. Lebensjahr sollten Sie regelmäßig jedes Jahr zur Augenärztin oder zum Augenarzt gehen. Sind Sie Diabetiker, hochgradig kurzsichtig oder ist in Ihrer Familie jemand am Grünen Star erkrankt, sind Untersuchungen schon vorher sinnvoll. Ihre Augenärztin oder Ihr Augenarzt misst den Augeninnendruck und untersucht den vorderen Augenabschnitt, sowie den Augenhintergrund mit dem Sehnervenkopf.
Die Optische Kohärenztomographie (OCT) erlaubt hochauflösende Querschnittaufnahmen der Netzhautschichten. Feinste Veränderungen der Nervenfaserschicht können so noch vor Ausfällen im Gesichtsfeldausfällen festgestellt werden.
Eine Gesichtsfelduntersuchung überprüft, ob und wie weit die Wahrnehmung eingeschränkt ist. Sie wird dann durchgeführt, wenn der Verdacht einer Schädigung der Nervenfaserschicht vorliegt.
Drucksenkende Augentropfen stehen meist am Anfang der Behandlung. Damit die Therapie Erfolg hat, ist es wichtig darauf zu achten, dass die Augentropfen konsequent und zu vorgegebenen fixen Zeiten genommen werden. Ebenso sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung.
Wenn mit Hilfe der Augentropfen keine ausreichende Drucksenkung erzielt werden kann, besteht die Möglichkeit, den Augeninnendruck durch eine Glaukom-Operation zu senken. Dafür stehen verschiedene Techniken zur Verfügung:
– Mikroinvasive Glaukomchirurgie (MIGS) mit Mikroimplantaten dient dazu den Abfluss des Kammerwassers zu verbessern, um den Augeninnendruck zu senken und ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Sie werden über Mikroinzisionen eingebracht, wodurch die Heilungszeit deutlich kürzer und beschwerdeärmer verläuft als nach herkömmlichen Glaukomoperationen. Nach der Implantation benötigen Patient:innen in aller Regel keine oder deutlich weniger Augentropfen.
– Auch bei der herkömmlichen Trabekulektomie (fistulierenden Operation), wird in örtlicher Betäubung ein neuer Abflussweg geschaffen wird, um den Druck zu senken.
– Bei der Lasertrabekuloplastik wird ein Laserstrahl auf das Trabekelwerk gerichtet. Dadurch wird der Abfluss verbessert und so der Druck gesenkt.
Wenn Sie die Möglichkeiten der Früherkennung nutzen, die Therapie rechtzeitig eingeleitet wird und Sie vertrauensvoll mit Ihrer Augenärztin oder Ihrem Augenarzt zusammenarbeiten, kann das Risiko einer dauerhaften Schädigung oder sogar Erblindung durch den Grünen Star stark reduziert werden. Ich unterstütze Sie natürlich gerne dabei.