Kurzsichtige sehen in der Nähe scharf und in der Ferne unscharf
Das „normale“ menschliche Auge ist etwa 24 mm lang. Ein zu langes Auge ist kurzsichtig (myop). Ist das Auge zu lange, werden beim Sehen die Lichtstrahlen nicht auf der Netzhaut fokussiert, sondern davor. Daher werden Dinge in der Ferne unscharf gesehen. Ein Millimeter entspricht einem Sehfehler von circa 3 Dioptrien. Es zeigt sich weltweit eine Tendenz zur Zunahme der Kurzsichtigkeit (=Myopie). Im Jahr 2030 werden nach Berechnungen bereits 50% aller Kinder kurzsichtig sein. In vielen asiatischen Ländern wie z. B. China sind bereits heute mehr als 80% aller Kinder kurzsichtig.
Symptome
Kurzsichtigkeit (Myopie) bedeutet: das Auge wächst zu stark und wird zu lang, sodass das Bild nicht auf der Netzhaut, sondern davor abgebildet wird. Um scharf zu sehen, braucht der oder die Kurzsichtige zur Korrektur daher eine Brille oder Kontaktlinsen, deren Brechkraft das Bild wieder auf die Netzhaut verschiebt. Bereits ab einer halben Dioptrie Kurzsichtigkeit können Details in der Ferne nicht mehr scharf wahrgenommen werden. Dies ist bei vielen Tätigkeiten, zum Beispiel beim Autofahren oder in der Schule beeinträchtigend.
Diagnose
Die Diagnose der Kurzsichtigkeit ist am sichersten durch eine Augenärztin oder einen Augenarzt vorzunehmen. Ein einfacher Sehtest reicht nicht aus, da dieser stark von der Mitarbeit des Untersuchten abhängig ist und das Ergebnis von den tatsächlichen Dioptriewerten abweichen kann. Nur durch eine Untersuchung mit speziellen Augentropfen (z. B. Cyclopentolat), welche die Verformung der Linse (Akkommodation = Naheinstellung) verhindern, ist eine genaue Messung möglich. Für Verlaufskontrollen kann alternativ zum Eintropfen mit Augentropfen auch die Augenlänge gemessen werden. Die wiederholten Untersuchungen dokumentieren die eventuelle Zunahme der Kurzsichtigkeit und sind die Basis für therapeutische Maßnahmen.
Ursache
Bei der Entwicklung einer Kurzsichtigkeit spielen verschiedene Faktoren wie Umweltfaktoren und genetische Einflüsse eine Rolle. In der Kindheit wächst das Auge. Wissenschaftlich wurde gezeigt, dass Tageslicht das Wachstum des Auges einschränkt und andauernde Naharbeit das Wachstum fördert. Das Überangebot an Unterhaltungselektronik und die tägliche Bildschirmarbeit spielen daher eine große Rolle. Kommt es zu einem ausgeprägten Wachstum des Auges, werden Kinder kurzsichtig. Diese Kurzsichtigkeit kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Eine starke Myopie von etwa sechs Dioptrien oder mehr birgt zudem weitere Gefahren: Im Laufe des Lebens können Folgekrankheiten entstehen, die das Sehvermögen ernsthaft bedrohen.
Progrediente Myopie (Voranschreitende Kurzsichtigkeit): Von einer progredienten Myopie spricht man, wenn die Myopie mindestens 0,5 bis 1 Dioptrien pro Jahr zunimmt.
Therapeutische Massnahmen bei progredienter Myopie
- Aufenthalt im Freien bei Tageslicht mindestens 8 -10 Stunden pro Woche
- Atropin 0,01% -0,05% Augentropfen 1x täglich abends verabreicht sind eine Möglichkeit das Wachstum des Auges verlangsamen. Diese Form der Behandlung wurde in Asien in großen Studien erfolgreich getestet und kann kurzsichtigen Kindern im Alter zwischen etwa sechs und 14 Jahren angeboten werden, wenn die Kurzsichtigkeit um mindestens 0,5 Dioptrien pro Jahr zugenommen hat.
- Spezielle Kontaktlinsen wie Kontaktlinsen mit peripherem Defocus sind für manche Kinder eine Möglichkeit, dem Längenwachstum des Auges entgegenzuwirken. Allerdings erfordert die Therapie eine sorgfältige, fachkundige Begleitung. Wichtig ist es, dass die Augen regelmäßig augenärztlich untersucht werden. Insbesondere die Versorgung der Hornhaut mit Sauerstoff ist dabei zu beobachten.
- Spezielle Brillengläser (z.B. DIMS Gläser: Defocus Incorporated Multiple Segments Spectacle Lens) sind eine weitere risikoarme Möglichkeit das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit zu verlangsamen.
Risiko und Nebenwirkungen
Atropin 0,01% Augentropfen:
Das Risiko bei Atropin 0,01% Augentropfen, welche schon seit vielen Jahren angewendet werden, ist minimal. Auch wenn Atropin (Belladonna Alkaloid) in hohen Dosen toxisch ist, bewirkt die Verdünnung auf 0,01%, dass kaum Nebenwirkungen auftreten. Die Anwendung erfolgt außerdem unter regelmäßiger Kontrolle Ihrer Augenärztin oder Ihres Augenarztes und ein Absetzen der Augentropfen ist jederzeit möglich.
Kontaktlinsen
Kontaktlinsenträger haben grundsätzlich ein erhöhtes Infektionsrisiko, das durch genaue Erklärung und Einschulung zur Handhabung der Kontaktlinsen und gute Hygiene auf ein Minimum reduziert werden kann.
PRÄVENTION
Noch besser ist es natürlich, vorzubeugen, damit ein Kind gar nicht erst kurzsichtig wird. Deshalb sollten Eltern ihre Kinder ermutigen, möglichst zwei Stunden am Tag im Freien zu verbringen – diese Maßnahme senkt das Risiko für Kurzsichtigkeit.
Und die Zeit, die mit Naharbeit verbracht wird – also etwa mit Smartphones, Tablets und Co – sollte sich in Grenzen halten.
2 Stunden am Tag im Freien bei Tageslicht spielen!